Vorraussetzungen
- Samenfestes Saatgut als Ausgangsbasis, keine F1 Hybriden oder gentechnisch veränderte Sorten
- Genug Individuen für eine ausreichende genetische Durchmischung
- Mindestabstand zu anderen blühenden Sorten, um Verkreuzungen zu vermeiden
- Hintergrundwissen Bestäubung und Pflanzenansprüche
Die richtige Ausgangsbasis – samenechtes Saatgut
Man benötigt einfach samenfestes, gesundes Saatgut, welches bereits unter den richtigen Bedingungen hergestellt wurde.
Ein Hoch auf samenechtes bzw. samenfestes Saatgut!
Saatgut ist das älteste Kulturgut der Menschheit. Die Pflanzenzüchtung und Saatgutvermehrung ist so alt, wie der sesshaft gewordene Mensch.
Saatgut muss angebaut und verwendet werden, nur so kann es sich weiterentwickeln und anpassen. In samenfestem Saatgut sind unzählige Informationen gespeichert, neben Aussehen und Geschmack zum Beispiel auch eine Vielzahl von Informationen, die zur Anpassung an die Umgebung und das Klima dienen. Das bedeutet, dass Sorten, die in realen klimatischen Vorraussetzungen angebaut werden, auch anpassungsfähiger sind. Weil sie Gene zur besseren Überdauerung von Hitze und Trockenheit gespeichert haben, aber vielleicht auch welche, die mit kühlerem Kilma zurechtkommen.
Gerade in Anbetracht der anstehenden klimatischen Veränderungen kann es besonders wichtig sein, samenfestes Saatgut anzubauen.
Große Firmen nutzen eher das genetische Potential, das in solchen Sorten steckt, um neue Sorten zu Züchten. Ich habe nichts prinzipiell gegen Pflanzenzüchtung, aber auch hier wird mir bewußt, wie technisch und konzernorientiert alles schon geworden ist (ich habe eigentlich auch kein Problem mit Technik). Es stören mich daran nur zwei Dinge: die Möglichkeit und Fähigkeit, das Gärnterinnen und Landwirtinnen, Saatgut vermehren, wird immer weniger. Einerseits ist es ja aufgrund der Saatgutgesetzgebung nicht mehr lückenlos erlaubt und dann gehen ja die genetischen Ressourecen (Sorten) und das Wissen darüber langsam verloren.
Kann man Hybridsaatgut vermehren?
Hybridzucht ist keine Gentechnik und ist eigentlich nichts anderes wie die Herstellung von zwei Inzuchtlinien aus zwei verschiedenen Sorten, die dann wieder miteinander gekreuzt werden. Dadurch entsteht der Heterosiseffekt, das bedeutet, dass eine Eigenschaft dieser Sorte besonders stark ausgeprägt ist und andere Eigenschaften eher verkümmern. Meistens ist es die Ertragsleistung, welche besonders stark herauskommt und die Fruchtbarkeit ist eine Eigenschaft, die unter der Hybridzüchting eher leidet. Baut man Nachkommen einer Hybridsorte an, so wird sich das einheitliche Erscheinungsbild der Sorte sicher verändern. Es kommen wieder alle möglichen Ausprägungen der Inzucht und der ursprünglichen Sorten zum Vorschein.
Mindestanzahl der Samenträger
Je nach Gemüse werden eine unterschiedliche Anzahl an blühenden Individuen benötigt. Die Selbstbefruchter zb. benötigen nur eine kleinere Anzahl an Pflanzen (zB. Tomate, Bohnen, Salat, Auberginen), hingegen ein Windbestäuber wie der Mais braucht für eine optimale Vermehrung mindestens 140 Pflanzen. Insektenbestäuber wie Kürbis sind mit mindestens 6-12 Individuen mindestens angegeben. Kraut benötigt mindestens 50 Individuen. Insgesamt kann man festhalten, je mehr Individuen, desto größer der genetische Pool, der weitervererbt wird.
Warum eigentlich?
Eine Sorte hat ja bestimmte sortentypische Eigenschaften, manche davon sichtbar, manche unsichtbar. Man würde den Nachkommen gerne so viele Eigenschaften wie möglich weitervererben. Eine Sorte mit vielen Eigenschaften ist viel resistenter z.B. gegenüber klimatischen Veränderungen wie eine Sorte mit einem kleinen Genpool, der womöglich nur in einem Folientunnel entwickelt wurde (nichts gegen Folientunnel…)
Tomate, Paprika, Melanzani, Kürbis, Gurken, Zucchini | 6-12 |
Salat, Gartenbohne, Feuerbohne, Puffbohne | 10 |
Endivie, Sonnenblume, Chinakohl, Rüben, Sellerie, Basilikum | 15 |
Zwiebel, Scharlotte, Radieschen, Petersilie, Pastinake | 20 |
Kraut verschied. (die besten selektiert aus ca. 40 Stück) | 20 |
Erbsen, Karotte | 50 |
Mais | 140 |
Begrifflichkeiten
Generative Vermehrung: die geschlechtliche Vermehrung von Pflanzen, die durch Verkreuzung stattfindet. Das bedeutet, dass aus Elternpflanzen genetisch neue Individuen entstehen.
Vegetative Vermehrung: Vermehrung durch Pflanzenteile zb. Ausläufer, Stecklinge, Veredelungen. Hier werden Elternpflanzen genetisch geklont.
Bestäubung: Fremdbefruchtung durch Wind, Insekten oder Selbstbefruchtung.
Vermeiden von Verkreuzungen
Will man Verkreuzungen mit anderen Sorten vermeiden, muss man Mindestabstände einhalten. Diese variieren von wenigen Metern bei den Selbstbefruchtern (Salat, Tomaten,…), hunderte Meter bei den Insektenbestäubern (Kohlarten,…) bis zu mehreren Kilometern bei den Windbestäubern (Mais).
Aussaatzeitpunkt
Um Samen ernten zu können, ist der Aussaatzeitpunkt von großer Bedeutung. Das Ausreifen der Samen muss bis zum Herbst und dem feuchtkalten Wetter fertig sein. Einjährige Kulturen sollten daher möglichst früh ausgesät werden. Gemüse, das erst im zweiten Jahr in die Blüte geht (zb. Rote Rüben, Rettich, Grünkohl) sollte man hingegen nicht zu früh aussäen, damit sie für die Überwinterung nicht zu groß und mastig sind, denn dann werden sie anfälliger für Fäulnis.
Hintergrundwissen Botanik
Ein bisschen Hintergrundwissen in Botanik schadet bei manchen Gemüsearten auch nicht. Das sich alle Tomaten untereinander kreuzen können, ist irgendwie logisch. Aber das sich Kürbisse mit manchen nicht und mit anderen schon verkreuzen, ist schon etwas komplizierter. Wusstest du, dass sich zum Beispiel Zucchini mit dem Patissonkürbis verkreuzt, aber Hokkaido und Butternuss nicht?
Habt ihr mehr Interesse an botanischen Hintergrundwissen oder anderen detaillierteren Ausführungen?