Mais (Zea Mays) gehört zur Familie der Süßgräser und kommt ursprünglich aus Mexiko. Mais ist heutzutage eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen weltweit. Die ursprüngliche Pflanze, aus der sich unsere Nutzpflanze entwickelt hat, heißt Teosinte und sie schaut einem Mais nur wenig ähnlich, sie ähnelt eher einem Gras. Vielleicht durch eine spontane Mutation entstand der Mais, man weiß es nicht, aber sicher ist, dass Tausende Jahre lang die Samen durch tausende Hände von Bauern und Landbearbeitern ging und der Mais, wie wir ihn heute kennen, nahm Form an.
Der Mais ist deshalb so bedeutsam geworden, weil er als C4 Pflanze bei guter Nährstoff- und Wasserversorgung und optimalen klimatischen Bedingungen sehr große Erträge bringen kann. Bei der Photosynthese entsteht eine Kohlenstoffverbindung und diese hat bei den C4 Pflanzen 4 Kohlenstoffatome, bei den C3 Pflanzen hat diese Verbindung drei C Atome. Für mehr Infos über dieses spannende Thema bitte selber nachforschen. Außerdem ist Mais prinzipiell ein hochenergetisches Nahrungsmittel und ein tolles Futtermittel.
Heutzutage gibt es zwar viele Maisfelder aber fast keine lokalen Sorten mehr. Wo sind die hin?
Im Ackerbau wurden viele alte, regionale und samenfeste Sorten in den letzten Jahrzehnten von neu gezüchteten (Hybrid-) Sorten verdrängt. Die Landbewirtschafter kauften mehrere Jahre „besseres“ Hochleistungssaatgut zu, ließen die lokalen Sorten liegen, die irgendwann nicht mehr keimten und auch das Wissen über deren Vermehrung ging damit großteils verloren. Züchtung und Vermehrung von Mais und vielen anderen Kulturen wurden am Ende des vorigen Jahrtausends an Saatgutfirmen ausgelagert. Bis dahin waren sie ein Teil des bäuerlichen Ackerbaus und Kreislauf.
Welche Schritte sind notwendig, um eine Maissorte selbst solide zu vermehren?
- Eine samenfeste Sorte finden
- Wissen über Bestäubung und praktische Umsetzung
- Anbauplanung von mind. 100-150 Pflanzen, idealerweise mehr
- Ernte und Selektion
1. Warum benötige ich eine samenfeste Maissorte und was bedeutet das eigentlich?
Samenfest bedeutet, dass bei Aussaat von gewonnenen Saatgut die gleiche bzw. ähnliche Population wieder erscheint. Das Gegenteil sind z.B. Hybridsorten, die mit F1 auf der Packung gekennzeichnet werden müssen.
Hybridsorten werden von Saatgutfirmen durch jahrelange Züchtung entwickelt. Die Hybridsorten haben einen besseren Ertrag oder andere Supereigenschaften, die nur in der ersten Generation vorkommen. Eine Hybridsorte entsteht dadurch, dass von zwei unterschiedlichen Sorten sieben Generationen Inzuchtlinien hergestellt werden. Diese werden dann gekreuzt und durch den Heterosiseffekt ist die erste Generation dann die mit den erwünschten Supereigenschaften. In der 2. Generation würden sich viele Eigenschaften der ursprünglichen Sorten und den daraus hergestellten Inzuchtlinien zeigen und man erhält einen bunten Misch an Kolben, teilweise degeneriert.
Samenfeste Sorten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in jeder Generation stabil im Aussehen erscheinen und das sie jeder Landwirt oder Gärtner anbauen und vermehren kann. Ein Vorteil von samenfesten Sorten ist auch, dass sie klimatisch angepasst sind weil ihre Genetik durch den Anbau unter natürlichen Bedingungen breit gefächert ist.
Damit eine Maisvermehrung erfolgreich gelingt, müssen noch ein paar Dinge beachtet werden.
2. Wissen über Bestäubung und praktische Umsetzung
Mais wird durch Wind bestäubt und die männlichen Blüten an der Pflanzenspitze produzieren Milliarden Pollen, die an die Luft abgegeben werden. In der Hoffnung auf einem Maishaar zu landen, das aus der weiblichen Blüte, die sich aus einer Blattachsel in der Mitte der Pflanze gebildet hat, heraus hängt. Wird ein Maishaar nicht befruchtet, fehlt dort später ein Korn, das heißt, es muss jedes Haar befruchtet werden. Der winzige Maispollen kann in der Luft ohne Barrieren mit dem Wind kilometerweit fliegen. Deshalb muss man sich Gedanken über die möglichen Verkreuzungen machen und sich dann überlegen, wie man damit umgehen kann und möchte. Besteht die Gefahr einer Verkreuzung oder will man mehrere Sorten gleichzeitig vermehren, kann man diese auch mit der Hand bestäuben. Ich habe das noch nie gemacht und möchte deshalb nicht darüber schreiben, es gibt gute Literatur darüber (zum Beispiel das “Handbuch Samengärtnerei” von der Arche Noah beschreibt die Handbestäubung ganz genau).
Also, wird in der Nähe Mais auf den Äckern angebaut (was bei uns in Ostösterreich meistens Anfang, Mitte April passiert), dann kann man die eigene Maisblüte zeitlich versetzen, um Verkreuzungen zu vermeiden. Je nach Vegetationszone hat man dafür natürlich unterschiedlich viel Spielraum und gerade deshalb ist die Sortenwahl voll wichtig. Sorten, die 80-90 Tage zur Reife brauchen, können Ende Mai noch ausgesät werden, essreif wären sie dann Mitte bis Ende August und wenn der Herbst auch noch mild ist, kann man eine tolle Saatguternten erwarten.
Die zweite Möglichkeit ist, die Blüte der gewünschten Sorte vor oder nach der Blüte am Hybridmaisacker zu planen. Für die Blüte davor muss man den Mais wie Jungpflanzen vorziehen, mit einer Aussaat ca. Anfang März. Die Pflänzchen müssen frostfrei stehen und können auch erst Anfang Mai rausgesetzt werden.
Verkreuzungen sind beim Mais bereits im gleichen Jahr am Kolben sicht- und schmeckbar.
Das sind meine Erfahrungen hier in der Oststeiermark, das ein bisschen was von Weinbauklima hat. In einem kühleren Klima hat man weniger Spielraum für eine zeitliche Versetzung der Blüte.
3. Anbautipps und pflanzenbauliches Wissen
Generell benötigt Mais sehr viel Nährstoffe, Dünger, um gut zu wachsen und einen guten Ertrag zu bringen. Man kann tierischen Mist oder Kompost in die Erde einarbeiten oder auch nur auf die Erde legen, man kann mit Pflanzen- oder Tiermistjauche düngen oder man kann Legumiosen in Mischkultur dazu anbauen. Die Leguminosen, Hülsenfrüchtler wie Bohnen und Erbsen, binden Luftstickstoff mit den Knöllchenbakterien in die Erde und machen ihn für andere Pflanzen verfügbar. Leguminosen wären die perfekten Mischkulturpartner.
Man benötigt viele Pflanzen für eine gute Vermehrung, nämlich mindestens 100-150, besser natürlich mehr. Vermehrt man mit deutlich weniger Individuen mehrere Generationen, dann verkümmert die Sorte.
Für den Eigengebrauch oder einfach nur zum Spaß kann man natürlich auch Saatgut aus weniger als 100 Pflanzen machen, lasst euch nur nicht abschrecken!
Die beste Bestäubungsrate hat man, wenn man die Pflanzen im Block und nicht in einer Reihe sät. Bei mir haben sich neun Pflanzen pro m2 bewährt, das sind 3 Reihen mit je drei Pflanzen. Die Literaturabgaben dazu sind oft auf Ackerbau mit Maschinen zugeschnitten und 60cm Reihenabstand bedeutet viel Platz für Unkraut und dieser Abstand ist nicht meiner Meinung nach nicht notwendig, wenn in der Reihe nicht allzu dicht gepflanzt wird und mit Handwerkzeugen gearbeitet wird.
Will man eine Mischkultur mit Bohnen anlegen, muss man warten, bis der Mais ca. 10cm hoch ist und dann kann man erst die Bohnen säen oder pflanzen. Pflanzt man Mais und Bohnen gleichzeitig, dann wachsen die Bohnen schneller, benötigen aber schon eine Rankhilfe (Ich verwende immer Stangenbohnen) und der Mais ist dazu noch nicht im Stande. Bei der klassischen Mischkultur Mais-Bohnen-Kürbis muss man aufpassen, dass der Kürbis im Spätsommer nicht überhand nimmt und der Mais nicht mehr gut abreifen kann.
Bei uns im Osten von Österreich ist die Fruchtfolge ein besonders wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Denn der Maiszünsler legt seine Eier im Spätsommer an eine Maispflanze (Oder einen Kürbis!), damit die kleinen Würmer im Frühjahr dann etwas zu essen haben. Die Würmer fressen sich dann den Stengel hinauf und schädigen die Pflanze von Innen. Ernteeinbußen sind vorprogrammiert!
4. Selektion und Ernte
Ein bisschen Selektion findet beim Mais immer statt: ist eine Pflanze dabei, die klein bleibt, kränklich ausschaut, wird sie aussortiert. Die eigentliche Selektion passiert dann mit den getrockneten Kolben. Für die Züchtung verwendet man ausschließlich die schönsten Kolben, bzw. diese, die den typischen Sorteneigenschaften entsprechen. Man verwendet den mittleren Kolbenbereich zur Züchtung, denn dort sind die schönsten Körner lokalisiert. Generell gilt, nicht nur die drei schönsten Kolben für die Züchtung verwenden, sondern auch von allen anderen, die dementsprechend ausschauen, ein bisschen etwas nehmen. Denn dann ist die genetische Vielfalt größer und das ist gerade beim Mais sehr wichtig, damit keine Inzucht auftritt.
Selektionskriterien:
- Kolbengröße
- Farbe der Körner
- Reihenanordnung (Doppelreihe, einfache Reihe, versetzt, schief,…)
- Abrebelbarkeit
- Befruchtungsrate
- Pflanzengesundheit und Pflanzenwuchs
Reif für die Ernte sind die Kolben dann, wenn die Hüllblätter abgetrocknet sind bzw. die Kolben runterhängen. Wenn der Herbst feucht und kühl ist, dann ist es besser, die noch nicht fertig getrockneten Kolben zu ernten und im Haus vorsichtig gezielt nach zu trocknen, zb. auf einer Fußbodenheizung.
Checkliste zum Überlegen
- Deine Verkreuzungsgefahren anschauen
- Nährstoffsituation optimieren
- Vegetationsdauer und Klima bewerten
- Gibt es die Möglichkeit Jungpflanzen vorzuziehen?
- Anbauplanung